Der Wald und seine Bewirtschaftung stehen mehr denn je im Fokus, dies bestätigte auch die Online-Veranstaltung der Arbeitsgruppe Umwelt der Kreis-CSU Miltenberg. Nach der Begrüßung der Referenten Prof. Dr. Ute Seeling – Direktorin der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften an der BFH in Zollikofen (Bern, Schweiz) und  Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft  – Hubert Astraschesky – regionaler Förster, der den Spessart aber auch den Odenwald gut kennt– und Martin Schöffel – Mitglied im bay. Landtag, Vorsitzender des Arbeitskreises Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und somit der agrarpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion  – zeigte sich der Leiter der Arbeitsgruppe, Christian Schreck, sehr erfreut über die große Teilnahme von knapp 60 regionalen und überregionalen Gesprächsteilnehmenden.  

Der Wald ist ein Alleskönner: Lebens- und Erholungsraum, Klimaschützer, Wirtschaftsfaktor und noch viel mehr. Bayern investiert seit Jahrzehnten in den Waldumbau, um klimafeste Mischwälder aufzubauen. Aktuell sind 80 Millionen Euro im Haushalt des Forstministeriums für den Waldschutz und den Waldumbau zur Verfügung gestellt. Für uns muss das Motto heißen: schützen und nutzen!“, so Martin Schöffel.  Der bewirtschaftete Wald ist der beste Klimawald, weil das CO2 in Holz langfristig gebunden werden kann und zugleich wird durch die Forstwirtschaft auch auf Lebensräume für Insekten und Wildtiere geachtet. Somit wird der Wald gesichert und gleichzeitig der Klimaschutz und die Biodiversität verbessert. Private Waldbesitzer und Kommunen werden beim Waldumbau unterstützt. Der Freistaat Bayern hat dazu unter anderem die Prämien für das Pflanzen und Pflegen von Mischbeständen verdoppelt. Zudem sollen in den nächsten fünf Jahren 30 Millionen neue Bäume in den Staatswäldern gepflanzt werden.

Die EU-Waldstrategie 2030, welche eine Ausweitung streng geschützter Gebiete auf zehn Prozent der Landfläche vorsieht, gab Schöffel eine deutliche Absage: „In Zeiten des Klimawandels geht es mir um den Erhalt und den Umbau des Waldes mit klimastabilen Bauarten und CO2-Bindung, großflächige Stilllegungen sind der falsche Weg. Die Eigentumsrechte müssen auch von Europa geachtet werden. Wir brauchen nicht noch mehr Bürokratie, das würde aber durch die Überwachung der Forstwirtschaft und der Auskunftspflicht gegenüber der EU-Kommission dazu führen.“ 

Prof. Dr. Ute Seeling betonte, dass die EU-Kommission gar nicht die politische Zuständigkeit für die Forstwirtschaft habe, diese liege vielmehr bei den Mitgliedstaaten. „Die Forstpolitik braucht den regionalen Bezug, und in Deutschland liegt die Zuständigkeit bei Bund und Ländern, die gemeinsam den Handlungsrahmen für die Bewirtschaftung der Wälder setzen. Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung kann nur durch die Waldbesitzenden und die Fachleute vor Ort durchgeführt werden. Großflächige Stilllegungen sind der falsche Weg, wenn der Wald nicht nur CO2 binden, sondern seine Wirkung als CO2 Senke entfalten soll.“ In dem aktuellen Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundeslandwirtschaftsministerium, in dem Seeling auch Mitglied ist, empfehlen die Wissenschaftler, die Wälder in Deutschland durch aktive Bewirtschaftung klimafit zu machen. „In Anbetracht des rasanten Klimawandels ist Nichtstun keine Option.“, so Seeling abschließend. In der kommenden Woche wird das Gutachten in den Medien vorgestellt. 

Hubert Astraschewsky führte die Teilnehmenden zurück in die Region und berichtete von Bemühungen im Waldumbau mit standortangepassten und klimastabilen Bäumen. Es zeigt sich in den letzten Jahren, dass unsere heimischen Waldbäume mit zunehmenden Trockenstress zu kämpfen haben. So wird bei Trockenheit zunächst die Assimilation eingeschränkt, hält diese länger an, dann treten unterschiedliche Reaktionen und ein höheres Risiko für Insektenbefall auf, hierbei sterben vor allem Altbestände ab. „Oberstes Ziel muss daher sein, alte Bestände in Verjüngung zu bringen, solange dies noch möglich ist um die nachfolgenden Waldgenerationen zu sichern und damit die Waldfunktionen zu erhalten und teilweise wieder herzustellen.

Auf das Thema Biosphärenreservat angesprochen, zeigten sich die Referenten zurückhaltend. Man war sich einig, dass dies nur vor Ort und im Zusammenspiel aller Betroffenen entschieden werden könne. „Aus fachlicher Sicht gilt für den Waldumbau zu einem klimafesten Wald immer: schützen und nutzen“, so Martin Schöffel. Prof. Seeling verwies noch darauf, dass man bei der Ausweisung neuer Schutzkategorien immer prüfen müsse, unter welchem Schutz die Flächen bereits stünden und ob eine mehrfache Überlagerung von Schutzkategorien tatsächlich sinnvoll sei. Die Frage nach dem Mehrwert von Großschutzgebieten müsse die Region ebenso selbst beantworten wie die Frage nach der Notwendigkeit des Schutzes der vorkommenden Naturgüter. 

Die Wünsche nach mehr Unterstützung von Waldbesitzer, Waldprämien ohne Gießkannenprinzip und die Anliegen der Jägerschaft zum Verbissgutachten nahm Schöffel mit nach München. 

Die Sichtweise auf den Wald ändert sich kontinuierlich, deshalb müssen wir im Gespräch bleiben.“, so Christian Schreck, dem alle drei Referenten weitere Teilnahmen an Digitalen Gesprächsrunden, sowie einen Besuch im Landkreis Miltenberg zusagten.