Die Präsentation der Machbarkeitsstudie für das geplante Biosphärenreservat Spessart in der Stadthalle Lohr hat bei der CSU (AG) Umwelt im Kreisverband Miltenberg nicht die erwarteten Perspektiven eröffnet. Die Veranstaltung, zu der die vier beteiligten Gebietskörperschaften eingeladen hatten, verzeichnete eine Teilnahme von etwa 400 Personen.

Um das Label „Biosphärenreservat“ zu erhalten, müssen die drei Zonen (Kern, Pflege- und Entwicklungszone) klar definiert werden. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf einer realisierbaren Kernzone, die in Deutschland üblicherweise Waldflächen umfasst und mindestens 3 % der Gesamtfläche ausmachen muss.

Die CSU (AG) Umwelt betont, dass eine Diskussion über die restlichen 97 % der Fläche zwar interessant sein mag, jedoch die Realisierung der 3 % Kernzone von entscheidender Bedeutung ist. Ohne eine solide Grundlage in Form einer realisierbaren Kernzone wird das Projekt eines Biosphärenreservats zwangsläufig scheitern. 

„Es ist wichtig, dass wir nicht nur über die Gesamtfläche des geplanten Biosphärenreservats sprechen, sondern uns zunächst auf die entscheidenden 3 % konzentrieren. Diese Kernzone bildet das Herzstück des Reservats und ist unerlässlich für die Erfüllung der Kriterien eines Biosphärenreservats“, erklärt Christian Schreck.

Die Machbarkeitsstudie, die auf einstimmigen Beschluss der jeweiligen Gremien, darunter die Kreistage, MSP, AB, MIL und der Stadtrat AB, in Auftrag gegeben wurde, hatte ein deutlich definiertes Ziel: die Prüfung der Realisierungsmöglichkeiten eines UNESCO-Biosphärenreservats Spessart. Dies umfasste sowohl die formale Machbarkeit – die offiziellen Antrags- und Bewertungskriterien für Biosphärenreservate der UNESCO und des deutschen MAB-Nationalkomitees – als auch die gesellschaftliche Akzeptanz des Projekts.

Das eindeutige Ergebnis der Machbarkeitsstudie offenbart, dass 37 von 40 Kriterien leicht erfüllt werden können, während für drei Kriterien noch keine abschließende Antwort vorliegt. Aktuell bleibt die Machbarkeit daher lediglich theoretisch, wobei die beiden Herausforderungen bezüglich „Holzrechten“ und möglicher fehlender Flächen bereits vor Studienbeginn vielen bekannt waren. „Die Kommunen hätten von Anfang an aktiv in den Prozess eingebunden werden sollen. Eine kontinuierliche Abfrage bis zum Abschluss der Studie wäre unabdingbar gewesen, um auch diesen Aspekt zu klären und eine verlässliche Aussage zur Machbarkeit zu erhalten.“, so Eschaus Bürgermeister Gerhard Rüth.

Die Beteiligung von nur 3.180 Personen an der Onlinebefragung in den Landkreisen Miltenberg, Aschaffenburg und Main-Spessart sowie der Stadt Aschaffenburg, obwohl diese Gebiete eine Gesamtbevölkerung von etwa 450.000 Menschen umfassen, zusammen mit der Gesamtzahl der Teilnehmer in den Bürgerforen und Jugendworkshops, lässt sich als Indikator für eine eher zurückhaltende Haltung in der Bevölkerung interpretieren. Es besteht die Möglichkeit, dass die Menschen mit dem gegenwärtigen IST-Zustand zufrieden sind. Diese Einschätzung könnte durch die positive Bewertung der Region seitens der Gutachter unterstützt werden.

Es liegt nun in der Verantwortung der jeweiligen Gremien, den weiteren Prozess abzustimmen, da das bisherige Mandat ausschließlich auf die Durchführung einer Machbarkeitsstudie ausgerichtet war – mit einem Budget von 200.000 € – und drei der festgelegten Kriterien bisher nicht erfüllt sind. Falls das Projekt weiter vorangetrieben werden soll, erscheint nach unserer Einschätzung ein weiteres Mandat der entsprechenden Gremien als notwendig. Zudem ist es erforderlich, dass jede Kommune einen Beschluss fasst, während sich der Freistaat bereits klar zu seinen Flächen positioniert hat.  Thorsten Nitschke betont, dass die wiederholten Appelle in den Bürgerforen, Geduld zu üben und sich auf die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zu verlassen, zweifellos eine Erwartungshaltung in Bezug auf konkrete Zonierungsvorschläge für mögliche Flächennutzungen geschaffen haben. Leider wurde diese Erwartung in der Vorstellung nicht erfüllt.

Zusammenfassend herrscht unter den Mitgliedern Einigkeit darüber, dass eine Intensivierung und Verbesserung der Regionalvermarktung sowie eine erhöhte Sichtbarkeit notwendig sind. Die Einführung einer neuen Dachmarke könnte vermutlich auf breite Akzeptanz stoßen und wäre auch ohne das Vorhandensein eines Biosphärenreservats initiier bar, sofern es im Interesse der Region und der Beteiligten liegt. Die Gutachter betonen zusätzlich, dass allein das Label „Biosphärenreservat“ nicht ausreicht; die Region benötigt aktive Befürworter und Engagierte, um nachhaltige Erfolge zu erzielen. „Jedoch sollte bei aller Euphorie auch an die bereits vorhanden und gut etablierten regionalen Marken wie Spessart-Mainland – wo alle drei Körperschaften bereits vertreten sind – Churfranken und Räuberland usw. gedacht werden“ erklärt Ralf Reichwein Bürgermeister aus Klingenberg.

„Auch zukünftig bleibt der unerlässliche Waldumbau von entscheidender Bedeutung, um den Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen langfristig zu sichern. Die bewährte Strategie der Bewahrung und Pflege unserer Spessartwälder stellt hierbei den Grundkompass dar“, so Martin Stock, MdL.