Kreis Miltenberg. Die geplante Süderweiterung des Industrie Centers Obernburg (ICO) und das Engagement der Betreibergesellschaft Mainsite bei der Wasserstofftechnologie standen im Mittelpunkt eines Gespräches der CSU-Mittelstandsunion und der CSU-Arbeitsgruppe „Umwelt“ mit Vertretern der Fa. Mainsite am vergangenen Freitag im ICO.

Landtagsabgeordneter Berthold Rüth, der das Treffen initiiert hatte, zeigte sich erfreut über das große Interesse an dem Gespräch, an dem unter anderen Landtagsdirektkandidat und Bürgermeister Martin Stock (Sulzbach) sowie die Bürgermeister Thomas Köhler (Kleinwallstadt), Dietmar Fieger (Obernburg) und Ralf Reichwein (Klingenberg), der Erlenbacher Bürgermeisterkandidat Christoph Becker sowie Landtagskandidatin Jennifer Rudowicz (Niedernberg) teilnahmen.

Dr. Johannes Huber, Geschäftsführer der Mainsite, und Andreas Schneider, Leiter der Standortentwicklung, stellten ausführlich die geplante ICO-Süderweiterung vor. Sie erinnerten an die Gründung das Glanzstoffwerkes und die Errichtung der dazugehörenden Gebäude vor fast 100 Jahren. Die aktuellen ICO-Flächen sind derzeit zu ca. 99% ausgelastet. Mainsite optimiert laufend und vor allem im Zuge von Neuansiedlungen die Flächennutzung und verdichtet, wo immer es technisch und genehmigungsrechtlich möglich ist. Für eine nachhaltige Stabilisierung des Standortes sind vor allem größere Ansiedlungen relevant, die naturgemäß einen höheren Flächenbedarf haben. Bei den wenigen noch vorhandenen Leerständen handelt es sich meist um einzelne, nicht zusammenhängende kleinere Flächen in verschiedenen Gebäuden, die nur sehr eingeschränkt nutzbar sind. Sie sind für die Ansiedlung von Unternehmen, insbesondere mit Produktionsanlagen, völlig ungeeignet. Die Süderweiterung sei daher unerlässlich, um den Standort fit zu machen für die Zukunft und der Region eine Perspektive für die nächsten 100 Jahre zu bieten. Gleichzeitig wolle man Europas größten Chemiefaserstandort unabhängiger machen von der Automobilbranche und attraktiv für andere Unternehmensbereiche, beispielsweise aus der Papierindustrie.

Auf Anfrage von Christian Schreck (Eschau), Leiter der Arbeitsgruppe „Umwelt“, erklärte Andreas Schneider, dass der Fa. Mainsite die umweltverträgliche Umsetzung der Süderweiterung ein wichtiges Anliegen sei. Dem Umweltschutz dienten beispielsweise die Umsetzung des regionalen Grünzugs zwischen Spessart und Main, die Versickerung des Oberflächenwassers auf den künftig genutzten Flächen und die Rückführung in den natürlichen Wasserkreislauf sowie Erwägungen, auf der sich im Erweiterungsgelände befindenden rekultivierten Glanzstoffdeponie eine Photovoltaik-Anlage zu errichten. Zudem übernehme man mit dem „Spall-Gelände“ die Verantwortung für die Sanierung der auf dieser früheren Sand- und Kiesausbeutungsfläche bestehenden Altlasten.

Geschäftsführer Johannes Huber betonte, dass mit dem Beschluss des Erlenbacher Stadtrats zur Aufstellung eines Bebauungsplans bislang nur der erste Schritt für die Erweiterung getätigt worden sei. Es werde nun ein mehrstufiges Verwaltungsverfahren mit Bürgerbeteiligung folgen.

Wasserstoff als Energieversorgung der Zukunft
Auf großes Interesse stießen auch die Ausführungen von Dr. Werner Hansmann und Lukas Orth über die Initiative der ICO-Betreibergesellschaft Mainsite, Wasserstoff als umweltfreundlichen und sauberen Energieträger innerhalb des Standortes und darüber hinaus am Bayerischen Untermain zu etablieren. Gemeinsam mit den beiden Landkreisen Miltenberg und Aschaffenburg, den Kommunen am Untermain und der hiesigen Industrie werde aktuell geprüft, auf welche Weise Wasserstoff als potenzieller Energielieferant der Zukunft in der Region eingesetzt werden könne. Mainsite habe deshalb mit einem auf die Wasserstofftechnologie spezialisieren Kölner Ingenieurbüro das Projekt H2@ICO ins Leben gerufen. Dr. Hansmann erinnerte an das Ziel der chemischen Industrie, bis 2045 klimaneutral zu werden, und bezeichnete den Einstieg in das Thema Wasserstoff als wichtigen Baustein, um dieses Ziel erreichen zu können. Potenzielle Abnehmer für Wasserstoff sehen Hansmann und Orth auch innerhalb des ICO: So könnten mittelfristig die etwa 200 Logistikfahrzeuge und Transportsysteme auf Wasserstoffantrieb umgerüstet und einzelne Produktionsbereiche auf den Einsatz von H2-Energie umgestellt werden. Zudem könnte Wasserstoff langfristig als Bestandteil der in Kraft-Wärme-Kopplung erzeugten Energien für das ICO und die Region etabliert werden.

MdL Berthold Rüth und Dr. Uwe Rohe, Kreisvorsitzender der Mittelstandsunion, zeigten sich erfreut über die Möglichkeit zu einem ausführlichen Informationsaustausch und betonten, dass ein zukunftsfähiges Industrie Center Obernburg mit dem Erhalt und der Schaffung entsprechender Arbeitsplätze im Interesse der Landkreisbürger sei. Wohnortnahe Arbeitsplätze seien gerade in Zeiten des Klimawandels von wesentlicher Bedeutung, da hierdurch lange Fahrtstrecken für Pendler vermieden werden.