Zu einem Informationsbesuch und Gedankenaustausch über das Thema Energieerzeugung kam am 24. September die Arbeitsgruppe Umwelt des CSU-Kreisverbandes Miltenberg unter Leitung des Vorsitzenden Christian Schreck ins Industrie Center Obernburg. Nach einer kurzen Vorstellung des Standortes gab Dr. Jörg Beugholt, Geschäftsführer des standorteigenen Kraftwerks (KWO), einen Überblick über die Energieversorgungseinrichtungen des ICO. Die zu erfüllenden Aufgaben sind vielfältig. Sie umfassen neben der Energieversorgung auch die Wasserversorgung, die Betreuung des etwa 60 km langen standorteigenen Kanalnetzes, die Abwasserabführung und Aufbereitung in der Gemeinschaftskläranlage Bayerischer Untermain (GKA) in Elsenfeld (50:50 Joint Venture Mainsite und kommunaler Abwasserzweckverband AMME) und die Betreuung der Klärschlammverwertungs-anlage der GKA.
Das Kraftwerk Obernburg erzeugt, betrieben in moderner und umweltfreundlicher Kraft-Wärme-Kopplung, Dampf und Strom und stellt den Unternehmen am Standort Prozesswärme, Kälte, Stickstoff und Druckluft zur Verfügung. Primärbrennstoff ist Erdgas. Im Rahmen des Kraft-Wärme-Kopplungsprozesses wird Dampf in verschiedenen Druckstufen zur Versorgung der Produktions-unternehmen erzeugt. Der dabei ebenfalls erzeugte Strom versorgt den Standort und wird auch ins öffentliche Netz eingespeist. Eine Gasturbine mit Abhitzekessel versorgt über das öffentliche Stromnetz ca. 130.000 Haushalte am Untermain. Sie dient zudem als Regelenergielieferant zur Stützung des öffentlichen Netzes, z. B. wenn kein über Wind- oder Solaranlagen erzeugter Strom zur Verfügung steht.
Dr. Beugholt erläuterte auch, dass man in den letzten zwei Jahren rund 56 Mio. Euro in die Modernisierung des Kraftwerks investierte. Neben der Modernisierung der Gasturbine und dreier Dampfturbinen wurden auch zwei hochmoderne neue Kessel eingebaut und zwei Schaltwarten zur Steuerung des Kraftwerks in einer einzigen zusammengefasst. Dabei erfuhren auch die Steuerungs- und Kommunikationseinrichtungen eine grundlegende Modernisierung. Ziele waren eine Steigerung von Effizienz und Flexibilität durch Verwendung modernerer und effizienterer Turbinen und eine Verbesserung des Wirkungsgrads. Befragt nach dem möglichen Einsatz regenerativer Energieformen – z. B. aus Sonne oder Wind – führte Dr. Beugholt aus, dass dies aktuell aufgrund der erforderlichen unterbrechungsfreien Versorgungssicherheit für die Standortunternehmen derzeit keine Alternative ist. „Wir produzieren hier rund um die Uhr 365 Tage im Jahr. Käme es zu einem Totalausfall der Energieversorgung, wäre das für den Standort eine Katastrophe. Deshalb sind wir auf die derzeitige gesicherte Energieerzeugung zwingend angewiesen“. Auch Wasserstoff als Energielieferant der Zukunft sei aktuell zwar in der Diskussion, aber noch keine Option. Man stehe aber im intensiven Kontakt mit anderen Unternehmen und beobachte intensiv, was sich auf diesem Sektor entwickelt.
Bei der anschließenden Führung durch die Energieerzeugungsanlagen des Kraftwerks durch Kraftwerksleiter Dr. Lutz Dümmel zeigten sich die Gäste beeindruckt von der Größe und der Komplexität der Anlagen. In der anschließenden Diskussionsrunde ging es – neben dem Thema Energie – auch um das neue Logistikzentrum, das auch unter Umweltgesichtspunkten einige sehr interessante Aspekte aufweist. Dies gilt insbesondere für das Gründach – das größte in Bayern. So speichert das Dach etwa 60 % der Niederschlagsmenge in der Substratschicht. Das abfließende Regenwasser wird über Rigolen direkt wieder ins Erdreich abgeführt und gelangt nicht in die Kanalisation. Aufgrund der im Vergleich zu herkömmlichen Dächern deutlich höheren isolierenden Wirkung reduziert es den erforderlichen Heizbedarf in den Wintermonaten und kühlt die Räume in heißen Perioden. Auf dem Dach selbst befinden sich verschiedene Tümpel, Sandbereiche und Totholzstapel, um Insekten und Vögeln einen möglichst natürlichen Lebensraum zu bieten. Befragt nach den Auswirkungen des jüngst erfolgten Verkaufs des Logistikzentrums erwiderte Dr. Beugholt, dass das Logistikzentrum ein wichtiger Standortfaktor für die aktuell im ICO beheimateten Unternehmen, benachbarten Unternehmen aus der Region, aber auch für potenzielle Neuansiedler sei – dies völlig unabhängig vom Eigentümer des Gebäudes.
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