Die Debatte um ein mögliches Biosphärenreservat im Spessart hat über Jahre hinweg Zeit, Ressourcen und öffentliche Aufmerksamkeit gebunden. Mit dem seit Mai 2024 vorliegenden Endbericht der Machbarkeitsstudie sowie den Rückmeldungen der Kommunen liegen nun die entscheidenden Fakten auf dem Tisch. Die CSU-Arbeitsgruppe Umwelt im Landkreis Miltenberg sieht sich in ihrer anfänglichen Einschätzung bestätigt: Die Voraussetzungen für eine Realisierung sind nicht erfüllt. Das Projekt sollte – aus Respekt vor dem Prozess und aus Verantwortung gegenüber den Menschen vor Ort – abgeschlossen werden.

Die zur Hälfte von den beteiligten Gebietskörperschaften finanzierte Studie zeigt: 37 von 40 Kriterien sind theoretisch erfüllbar. Doch bei den drei zentralen Punkten – Holzrechte, Flächenbereitstellung und Kernzonenausweisung – fehlt weiterhin eine tragfähige Lösung. Diese Defizite waren bereits zu Beginn des Verfahrens bekannt. Dass sie bis heute nicht behoben wurden, verdeutlicht: Die Machbarkeit bleibt theoretisch – eine konkrete Umsetzung ist nicht absehbar.

Ein weiterer Kritikpunkt: Die betroffenen Kommunen wurden bis zum Abschluss der Studie nicht systematisch einbezogen – ein Versäumnis, das zur unnötigen Verlängerung des Prozesses beigetragen hat. Inzwischen haben sich weitere Gemeinden geäußert. Das Bild ist eindeutig: Nur wenige Kommunen haben sich verbindlich und mit Flächenzusagen für das Biosphärenreservat ausgesprochen.

Zwar herrscht vielerorts grundsätzliches Interesse – das ist zu begrüßen. Doch: Zustimmung ersetzt keine konkrete Flächeneinbringung. Dieses Prinzip ist ebenso einfach wie zentral – wird jedoch in der öffentlichen Diskussion zunehmend verdrängt. Zustimmung ohne Substanz hilft niemandem.

Ohne Fläche kein Biosphärenreservat. Dieses Kriterium war von Beginn an nicht verhandelbar. Wer das Projekt ernsthaft will, muss es auch praktisch ermöglichen.

Besonders entscheidend ist die sogenannte Kernzone, die rund drei Prozent der Fläche umfassen und unter strengen Schutz gestellt werden muss. Ohne diese Zone ist ein Biosphärenreservat nach den UNESCO-Kriterien nicht zulassungsfähig. Diskussionen über die übrigen 97 Prozent greifen zu kurz, wenn das Kernproblem ungelöst bleibt. Realitätssinn muss Vorrang vor Wunschdenken haben.

Auch die Beteiligung der Bevölkerung spricht eine deutliche Sprache: Nur 3.180 Personen beteiligten sich an der Online-Befragung – in einem Gebiet mit rund 450.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Auch die Beteiligung an Bürgerforen und Jugendworkshops war überschaubar. Diese Zahlen sprechen nicht gegen den Naturschutz, sondern deuten auf eine breite Zufriedenheit mit dem Status quo hin – nicht auf den Wunsch nach tiefgreifenden Strukturveränderungen.

Dennoch wird häufig mit der Zahl argumentiert, 86 Prozent der Bevölkerung lebten in „zustimmenden Kommunen“. Doch: Zustimmung ist keine verbindliche Flächeneinbringung. Maßgeblich ist nicht, wer mitreden möchte, sondern wer Verantwortung übernimmt – und Flächen zur Verfügung stellt. Wer weiter offenhält, was längst entschieden ist, riskiert Vertrauen und verbaut Perspektiven für ernstzunehmende Zukunftsprojekte. Politik braucht Richtung – nicht Dauerabwägung.

Gerade in Zeiten vielfältiger Herausforderungen – von der Energieversorgung über steigende Lebenshaltungskosten bis hin zum Fachkräftemangel – braucht es keine symbolischen Prestigeprojekte. Es braucht eine Umweltpolitik, die auf Machbarkeit, Akzeptanz und Verlässlichkeit basiert.

In diesem Sinne erinnert die CSU-Arbeitsgruppe Umwelt an das Bestehende: den Naturpark Spessart. Er ist Teil der Nationalen Naturlandschaften, zu denen 104 Naturparks, 18 Biosphärenreservate, 16 Nationalparks und drei Wildnisgebiete gehören – und leistet seit Jahren einen wichtigen Beitrag zu Naturschutz, Klimaschutz und nachhaltiger Regionalentwicklung auf rund einem Drittel der Fläche Deutschlands.

Die Arbeit des Spessartpark-Teams ist ein Musterbeispiel für regionale Umweltpolitik mit Herz und Verstand. Mit vier Vollzeit- und sieben Teilzeitkräften wird dort tagtäglich für Artenvielfalt, Umweltbildung, Naherholung und nachhaltige Entwicklung gearbeitet – fachlich fundiert und tief in der Region verwurzelt.

„Was wir jetzt brauchen, ist eine Stärkung des Bewährten – keine Doppelstrukturen, keine neue Marke, sondern ein Impuls für das, was sich bewährt hat“, so das Fazit der CSU-Arbeitsgruppe Umwelt im Landkreis Miltenberg.