Der Spessart ist mehr als nur ein Wald – er ist das Herz unserer Heimat, tief verwurzelt in der Geschichte und im Leben der Menschen. Tradition und Identität verbinden sich hier, das Bewusstsein für die Natur gehört fest zu den Werten der Region. Die Entscheidung über ein mögliches Biosphärenreservat geht deshalb weit über den reinen Naturschutz hinaus. Es geht um die Zukunft der Region, um Arbeitsplätze und vor allem um das Selbstbestimmungsrecht der Menschen im Spessart.

Seit über einem Jahr wird in der Region intensiv darüber diskutiert. Jede einzelne Gemeinde soll selbst entscheiden, ob sie sich beteiligen und eventuell sogar Waldflächen für ein Schutzgebiet bereitstellen möchte. Naturschutz hat im Spessart eine lange Tradition und ist tief in der regionalen Kultur verankert. Trotzdem fragen sich viele Bürgerinnen und Bürger, welchen konkreten Nutzen ein neues Schutzgebiet tatsächlich bringt.

Ein durchdachtes Biosphärenreservat könnte neue Impulse setzen, etwa im Tourismus – auch wenn dieser mittlerweile wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht hat. Doch ein solches Projekt macht nur Sinn, wenn die Vorteile für die Menschen im Spessart klar und nachvollziehbar sind. Ein Biosphärenreservat darf kein bloßes Symbolprojekt sein. Es muss echte, messbare Vorteile schaffen – ohne die Selbstbestimmung der Menschen vor Ort einzuschränken.

Ein Blick in die thüringische Rhön zeigt, wie ein solches Vorhaben nicht ablaufen sollte: Trotz 1.400 Einwänden und einer Petition von 21 Bürgermeistern und zwei Landräten wurde dort am 1. Oktober 2024 eine Verordnung durchgesetzt, die 750 Hektar Staatswald stilllegt und Pflegezonen auf private und kommunale Flächen ausdehnt. Die Folge: Die Region muss ihren Holzbedarf nun durch teure Importe decken – oft aus Ländern mit niedrigeren Umweltstandards. Ob das nachhaltig ist, bleibt fraglich.

Unser Ziel muss es sein, die Wälder zukunftsfähig zu gestalten und zugleich die regionale Holzproduktion zu stärken. Echte Nachhaltigkeit bedeutet, Tradition und Naturverbundenheit mit den Anforderungen der Zukunft zu vereinen. Denn angesichts des Klimawandels brauchen wir widerstandsfähige, trockenresistente Baumarten, um die Wälder nachhaltig für kommende Generationen zu bewahren. Der Spessart hat das Potenzial, Vorbild für bürgernahen Naturschutz zu sein – Tradition bewahren und die Zukunft gestalten.

Oktober 2024Biosphärenreservat Rhön: Kritik an neuer Verordnung
September 2023Rhöner Petition: Landräte und Bürgermeister fordern bessere Rahmenbedingungen